Isis

Isis wurde als "Himmelskönigin und liebende Mutter" verehrt, in die sich lebende Frauen inkarnieren können, bspw. die ägyptische Königin Kleopatra. Die Religion der Göttin Isis ist deshalb so interessant, weil sie die letzte große Glaubenslehre in Europa war, in der noch von einer politischen Ebenbürtigkeit zwischen Frau und Mann ausgegangen wurde. Sie ignorierte Klassen- und Rassenunterschiede, da der gemeinsame Nenner aller Menschen ihr Herkommen aus Isis sei, dem großen weltlichen Mutterleibe. Als gütige, gewaltlose Muttergöttin gleicht Isis der katholischen "Mutter Maria", die zur abgeschwächten, verlieblichten und entmachteten Nachfolgerin der Isis wurde. Der griechische Philosoph und Historiker Plutarch (46-120 n. Chr.) beschrieb die Göttin Isis eindrucksvoll:
"Ihre Macht erstreckt sich auf den Stoff (die Materie), der alles werden kann und alles annimmt, Licht und Dunkel, Tag und Nacht, Feuer und Wasser, Leben und Tod, Anfang und Ende."
Mit der Geschichte der Isis ist die Gestalt des Osiris verknüpft. Vermutlich zu Beginn des vierten vorchristlichen Jahrtausends, wurden die Kulte der beiden Gottheiten verschiedener unterägyptischer Stämme zu einem Mythos zusammengesetzt .
Der Mythos in Kurzform:
Die mächtige Göttin Isis war die Gattin des Osiris, ihres Bruders, den sie schon im Mutterleib liebte. Aber ihr ränkesüchtiger Bruder Seth wollte die festgesetzte Ordnung ändern und ermordete Osiris durch eine List. Den Leichnam des Osiris legte Seth in einen Sarkophag und warf ihn in den Nil. Isis fand ihren toten Bruder-Geliebten in einem Mündungsarm des Nils und empfing von ihm auf magische Weise noch ein Kind. Horus wird als Muttersohn später die Rache an Seth übernehmen. Als Seth die Zeugung bemerkte zerstückelte er den Leichnam von Osiris in viele Teile, die er über das ganze Land zerstreute. Geduldig suchte Isis alle Teile und setzte sie wieder zusammen. Mit ihren Zauberkräften erweckte sie den Körper des Osiris und seitdem regiert er als Gott der Unterwelt weise und mild über die Toten. Nur sein Penis konnte bis heute nicht wieder gefunden werden.
Isis wird nach der Geburt des Horus auch als Hathor mit einem Kuhgehörn (Mond) dargestellt, das die Sonnenscheibe trägt. Mit Sonne und Mond vereint Isis in sich das männliche und das weibliche Prinzip. Isis versteht sich als erstgeborenes Kind der Zeit, die selber Zeit (Horus) gebiert. Sie ist die Schöpferin aller anderen Gottheiten. Das Mütterliche ist von Anfang an da und zugleich das Ewige, d.h. es ist ohne Zeit, kann aber die Zeit gebären. Durch Isis' Geburt des Physischen entsteht das Nacheinander der Zeit und damit alle Gestalten und Dinge.