Tabiti

Der Name Tabiti bedeutete bei den Skythen "Grosse Göttin". Als diese war sie auch die "Alles Sehende", interessierte sich jedoch besonders für das Feuer und die Tiere. Auf sie wurden die heiligsten Eide geschworen. Tabiti soll im südlichen Russland bereits verehrt worden sein, bevor die Skythen dorthin kamen. Sie beschützte die Seeleute, die auf dem Schwarzen Meer unterwegs waren. Man fand kleine Tonfiguren von der Göttin, die sie als aufgerichtete schwangere Halbschlange zeigen.

Figurine: gefunden in Kara Tepe, Turkmenistan; 5000 Jahre alt, 15, 7 cm hoch

Die übliche Krone auf dem Kopf der Schlangengöttin besteht bei dieser Figurine aus schlangenartigen Locken.

Schlangengöttin

Darstellungen von Schlangen sind seit dem Jungpaläolithikum (etwa 40 000 - 8000 J. v. Chr.) bekannt, als der homo sapiens erstmals auftritt und künstlerische Zeugnisse hinterlässt. Die Schlangengöttin war auch im Mesolithikum (etwa 8000-4000 v. Chr.) und im Neolithikum verbreitet.

Das Neolithikum breitet sich vom Vorderen Orient (9./8. Jahrtausend v. Chr.) durch Kolonisationsvorgänge nach Nordafrika und seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. nach Europa aus. Entwicklungseinflüsse Anatoliens und der Balkanhalbinsel führen zur ältesten jungsteinzeitlichen Kultur Mitteleuropas, der Bandkeramik. Diese älteste Ackerbauern-Kultur in Mitteleuropa (5.-3. Jahrtausend v. Chr.) wurden nach der mit bandartigen Mustern verzierten Keramik benannt.

Bestimmte Merkmale der Schlangenverehrung wiederholen sich in ihrer vieltausendjährigen Geschichte. Sie war wie ihre Schwester, die Vogelgöttin, durch ihr All-Wissen mit außerordentlicher Macht ausgestattet. Sie besaß und hütete das Lebenswasser und die Lebensmilch. Sie wachte über die Geburten und besaß magische Heilkräuter.

Besonders weitverbreitet ist das Bild von der Schlange als Hausgottheit. Statuetten der Schlangengöttin wurden in Hausschreinen gefunden. Sie ist die Hüterin der Familie und ihrer Tiere, besonders der Kühe, und gewährt Fruchtbarkeit, Wachstum und Gedeihen. Die Lebenskraft der Schlange ist untrennbar verbunden mit des Menschen oder Tieres, das von ihr beschützt wurde. Sie steht auch mit den Ahnen der Familie in Verbindung und symbolisiert so die Kontinuität des Lebens im Lauf der Generationen. Die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Schlange wurde durch das Abstreifen der alten Haut noch verstärkt. Das Erwachen der Schlange aus dem Winterschlaf feierten die Menschen im Alten Europa als Symbol für das Wiedererwachen der Natur insgesamt. Ihrer Rückkehr schrieb man einen nachhaltigen Einfluss auf das Wohlergehen von Mensch und Tier für das ganze kommende Jahr zu. Vermutlich wurden in vorgeschichtlicher, wie aus geschichtlicher Zeit überliefert, lebende Schlangen im Hause gehalten. Sie waren Symbole für die ewige Erneuerung des Lebens, der Gesundheit und des Wachstums.