Eurynome


Eurynome ist die allerälteste der griechischen Göttinnen. Sie erhob sich nackt aus dem uranfänglichen Chaos und begann sofort zu tanzen. Mit ihrem Tanz schied sie das Licht von der Dunkelheit und das Meer vom Himmel. Sie war völlig dem Rausch der wirbelnden Bewegungen hingegeben. Aus diesen Wirbeln hinter sich entstand ein Wind, dessen Lust sie weckte. Sie drehte sich zu ihm um und packte den Wind mit ihren Händen. Die Göttin rollte ihn zu einer Schlange, als wäre er aus Lehm. Diese Windschlange nannte sie Ophion. Eurynome schlief mit Ophion und verwandelte sich anschließend in eine Taube. In dieser Gestalt legte sie das universale Ei, aus dem die gesamte Schöpfung schlüpfte. "Die großzügig Regierende" richtete sich hoch über der neuen Erde auf dem Berg Olympos ein und blickte sehr zufrieden auf ihre Schöpfung herab. Ophion jedoch brüstete sich damit, dass alles Materielle auf ihn zurück gehe. Für diese unverschämte Anmaßung schlug ihm Eurynome unverzüglich die Zähne aus und warf ihn in einen Kerker in der Unterwelt.

 

Schlangengöttin

Figurine: Tonstatuette aus Kreta ca. 8000 Jahre alt.

Halb schlangen-, halb menschenähnliche Skulpturen in hockender Stellung erscheinen auf Kreta und den ägäischen Inseln seit dem Neolithikum bis in die Bronzezeit. Sie ist in der Yogahaltung dargestellt, mit schlangenartigen Beinen. Die Schlangengöttin trägt seit dem 7. Jahrtausend immer eine Art Krone. Die Krone gilt als Symbol für Klugheit und Reichtum.

Die Schlange war das Symbol für Lebens- und Schöpfungskraft. Sie war etwas Urtümliches und Geheimnisvolles, das aus den Tiefen des Wassers kam, wo das Leben beginnt. Durch das Abstreifen der alten Haut erneuert sich die Schlange periodisch. Durch ihren Winterschlaf hält sie die Verbindung mit der Unterwelt. Das alles machte sie zu einem Symbol für die Kontinuität des Lebens. In ihr ist eine machtvolle Kraft konzentriert, die über ihre eigenen Grenzen hinaus ausstrahlt und die umgebene Welt zu verändern vermag. Das Schlangenmotiv entwickelte sich in der Keramik zur charakteristischen Spiralornamentik.

Die Schlange war die prähistorische Hüterin der Quellen des Lebens und ist in der gesamten Symbolik des Alten Europa präsent. Sie hatte Einfluss über die Lebensschöpfung hinaus auch in der Fruchtbarkeit, Wachstum und v. a. in der Erneuerung der abstrebenden Lebenskraft. Die Schlange windet sich aus Höhlen und Gräbern als aufsteigende Lebenssäule nach oben. Sie hat in Verbindung mit magischen Pflanzen die Fähigkeit zu heilen und neues Leben zu schaffen. Im Alten Europa war die Schlange ganz offensichtlich ein gütiges Geschöpf, auch wenn sie als Giftschlange den todbringenden Aspekt der Göttin ausdrücken konnte.